Die Arbeit türmte sich immer mehr auf und ich war völlig erschöpft. Die Arbeit einfach liegen zu lassen, war keine Option. Und dann kommt um 17.30 Uhr eine Kollegin rein und sagt: "Komm, wir gehen jetzt nach Hause, das reicht für heute". Und ich hätte sie fast erwürgt. Es ist einfach so aus mir herausgebrochen. "Nur weil du es dir leisten kannst, so früh nach Hause zu gehen. Und ich bin kein stinkfauler 0815-Angestellter, dem alles egal ist."
Den Rest habe ich zum Glück runtergeschluckt. Und nicht laut ausgesprochen.
Wo kam das denn plötzlich her? ????
Die Kollegin meinte es einfach nur gut mit mir. ...
Ich war stundenlang auf 1000 und konnte mich nicht mehr beruhigen. Meine Gedanken drehten sich nur noch um diese Kollegin. Ich war so voller Wut und Hass.
Ich konnte es nicht abstellen und verstanden habe ich es auch nicht. Auch Tage später nicht. Ich kannte es auch nicht von mir, dass ich jemanden so angefahren habe.
Heute weiß ich, was in mir vorgegangen ist und warum ich so extrem überreagiert habe. Die Kollegin in Verbindung mit der vielen Arbeit hat einfach eine ganz alte Wunde angetriggert.
In diesem Blogbeitrag möchte ich mehr über Trigger und den richtigen Umgang damit erzählen.
Was sind Trigger
Ein Trigger löst eine alte Situationen mit den dazugehörigen Gefühlen und oft auch Handlungen aus.
Es kann alles sein, zum Beispiel ein:
-
Geruch
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Geschmack
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Geräusch
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Tonlage, bestimmte Stimme
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Worte
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bestimmter Gesichtsausdruck
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Datum, Uhrzeit, Tag
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Situation
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Person, oder bestimmte Merkmale an Personen
und diese Liste wäre jetzt noch endlos weiter zu führen.
Wir waren früher in einer Situation, die für uns schwer auszuhalten war. Häufig in unserer Kindheit, in der unsere Handlungsoptionen stark eingeschränkt waren und wir je nach Alter von unseren Eltern mehr oder weniger abhängig waren.
Wir hatten damals vielleicht Angst, fühlten uns ohnmächtig und unsere beste Option war es vielleicht auszuhalten und zu warten bis es vorbei war.
Hier entsteht eine Verknüpfung. Zum Beispiel die laute Stimme des Elternteils, oder ein bestimmter Gesichtsausdruck oder auch ein bestimmter Geruch wird mit dem in diesem Moment erlebten verknüpft. Und dies geschieht auf allen Ebenen - Bilder, Gefühle, Körper, Beziehungserfahrungen, Verhalten und Gedanken.
Die Auswirkung von Trigger
Wenn jetzt ein Trigger (man könnte es auch Auslösereiz oder Schlüsselreiz nennen) an eine alte Situation erinnert, kann es sich ganz unterschiedlich zeigen.
Es kann sein, dass einzelne Aspekte auftauchen. Zum Beispiel
- fühlen Sie sich plötzlich völlig überfordert, machtlos oder ängstlich.
- oder Ihr ganzer Körper beginnt sich zu verspannen und sich zusammen zu ziehen?
- vielleicht werfen Sie Ihrem Gegenüber auch wüsste Beschimpfungen an den Kopf?
- oder Sie haben das Gefühl, Sie müssen sofort den Raum/ die Situation verlassen?
So wie ich damals meiner Kollegin Beschimpfungen an den Kopf warf. Völlig ungerechtfertigt. Die Wut brach einfach aus mir heraus und ich konnte es nicht kontrollieren. Es flachte Tage später erst ab und verstanden hab ich es erst Jahre später.
Der Mensch der unter einem alten Kummer leidet sagt Dinge die keinen Bezug zur Gegenwart haben, tut Dinge die zu nichts führen wird mit seinen Lebenssituationen nicht fertig. Und leidet unter ständigen Gefühlen die nichts mit der Gegenwart zu tun haben.
Zitat von Harvey Jackins.
Der Vergleich: Tagesschau und Heimatfilm
Ein wie ich finde gute Veranschaulichung gibt der Vergleich von Tagesschau und Heimatfilm.
Die Tagesschau ist aktuell. Wenn wir uns also in der „Tagesschau“ befinden, sind wir im Hier und jetzt. Wir sind „erwachsen“ und verhalten uns auch so. Oder ich könnte auch sagen, wir befinden uns gerade in der „Realität“.
Wenn wir uns im Heimatfilm befinden, hängen wir in der Vergangenheit fest. Wir verhalten uns wie früher und fühlen uns wie früher.
Wie kann ich jetzt für mich feststellen ob ich in der Tagesschau oder im Heimatfilm bin?
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Passt mein Gefühl zu dem was gerade in der Realität passiert?
- Passt die Intensität meines Gefühls zur Realität/Situation?
Zunächst uns passiert das allen und deutlich häufiger als wir glauben. Jedoch wenn es für Sie zur Last wird, wenn die Gefühle sehr stark sind, es Ihnen Ihre Energie raubt, es dadurch zu Problemen in Ihrer Arbeit, Ihre Beziehungen zu Ihrem Partner, Ihren Freunden oder Ihren Kindern kommt, kann es entlastend sein sich professionelle Hilfe zu suchen um die alten Geschichten zu verstehen und zu verarbeiten.
Wenn Sie sich wünschen, endlich nicht mehr diese intensive Gefühlsachterbahn zu erleben und nicht mehr bei jeder Kleinigkeit an die Decke gehen wollen, dann vereinbaren Sie jetzt Ihr kostenloses Kennenlerngespräch.
Warum wirkt das Alte heute noch so stark?
Das hat mit unserem Gehirn zu tun. Und wie es arbeitet.
Wie speichert unser Gehirn Erlebnisse, wenn alles in Ordnung ist?
Unsere Alltagserlebnisse werden wie Filme, mit einem Angang und einem Ende, sowie mit einer Bedeutung abgespeichert. Und wir können jederzeit auf die Kurzzusammenfassung oder auch bis tief ins Detail darauf zurück greifen. Der Film wird auch zeitlich eingeordnet und wie in einer Videothek (gibt's sowas heute überhaupt noch) abgelegt.
Wie arbeitet und speichert unser Gehirn stark belastende Ereignisse ab?
In sehr belastenden Situationen funktionieren einige dieser Speicher- und Arbeitsprozesse in unserem Gehirn nicht mehr. Sie werden in diesen Situationen abgeschalten.
Welche Situationen das sind und was in diesen Situationen passiert UND vor allem, wie das Gehirn dieses Erlebnis dann abspeichert, das erkläre ich Ihnen hier in diesem Video.
Es ist sehr umfangreich und es fällt mir schwer, das ins geschriebene Wort zu fassen. Daher als Video.
Kurzzusammenfassung:
- Das Ereignis wird in kleinen Fragmenten gespeichert - und nicht als zusammenhängenden Film
- Es wird auf allen Kanälen/Ebenen abgespeichert - Gefühle, Gedanken, Körper, Verhalten und Beziehungserfahrungen.
- Löst nun ein Trigger (Schlüsselreiz) so ein altes Ereignis aus, dann tauchen ins uns z.B. die Gefühle von damals wieder auf. Es kann sein, dass auch Bilder, Körperreaktionen und Gedanken dazu auftauchen. Es kann aber auch nur ein Teil davon auftauchen. UND das macht es dann oft so schwer, wenn zum Beispiel "nur" die Angst, die Ohnmacht, die Wut oder das Gefühl Flüchten zu müssen, oder der Kontrollverlust auftauchen. Kann man das manchmal nicht bestimmten Situationen zuordnen.
Stecken immer Kindheitserfahrungen dahinter?
Ja häufig schon, doch nicht immer.
Viele haben hier auch ein schlechtes Gefühl, wenn sie jetzt ihren Eltern die Schuld in die Schuhe schieben. Das ist jedoch nicht der Fall. Es geht hier nicht (immer) um Schuld. Es geht im ersten Schritt darum, zu erkennen und zu verstehen -
Was im Leben ist Ihnen passiert - dass es Ihnen heute geht, wie es Ihnen geht?
Das heißt, wir gehen gemeinsam auf Entdeckungsreise - um den Sinn Ihrer Symptome zu verstehen.
Und das findet sich häufig in der Kindheit - jedoch gibt es natürlich auch Erfahrungen, die wir später im Leben sammeln, welche uns heute die Luft zum Atmen rauben.
Wenn Sie jetzt verstehen und erkennen wollen, warum Sie sich heute fühlen wie Sie sich fühlen und einen Weg in die Ruhe und Kraft finden wollen, vereinbaren Sie jetzt Ihr kostenloses Kennenlerngespräch.
Die wichtigsten Tipps im Umgang mit Trigger
1. Starke Reize auf allen Sinnesebenen
Wenn der innerliche Stress zu hoch ist. Wenn die Gefühle überschießen und sich nicht mehr kontrollieren lassen, dann braucht es häufig einen starken Reiz auf einer Sinnesebene. Damit schaltest du sozusagen den Bereich in deinem Gehirn wieder ein, um klar denken zu können.
Beispiele:
- starker - unangenehmer Geruch: Ammoniak aus dem Fläschchen oder auch Pfefferminze
- sehr scharfer oder saurer Geschmack: in eine Chili oder Zitrone beißen
- unangenehmer Reiz auf körperlicher Ebene: Steinchen im Schuh oder Eis auf den Bauch legen
Diese Reize muss man sich schon vorher zurecht legen, da man in der Akutsituation sicherlich keine lösungsorientiere Idee finden wird.
2. Reorientierung in der Gegenwart - im Hier und Jetzt
Da es ja häufig damit zu tun hat, dass wir in der Vergangenheit feststecken - oder sich die Vergangenheit in die Gegenwart schiebt. (Tagesschau und Heimatfilm). Ist es gut, sich auf allen Ebenen in der Gegenwart zu Reorientierung.
Eine sehr einfache Übung, die Sie hier unterstützen kann ist die 5 - 4 - 3 - 2 - 1 Übung.
- Zählen Sie 5 Dingen auf, die Sie um sich herum sehen können
- Zählen Sie 5 Dinge auf, die Sie um sich herum hören können
- Zählen Sie 5 Dinge auf, die Sie spüren können (Bsp. die Hose auf Ihrer Haut, den Boden unter Ihren Füßen, die Stuhllehne, ...)
- ACHTUNG: beim spüren NICHT den Focus auf das Herzrasen, die Enge, den Druck! Dann lenken Sie Ihren Focus auf die Vergangenheit, da diese Körperreaktion ja durch einen Trigger ausgelöst wurde.
- Zählen Sie 4 Dinge auf, die Sie um sich herum sehen können
- Zählen Sie 4 Dinge auf, die Sie um sich herum hören können
- Zählen Sie 4 Dinge auf, die Sie spüren können
- ...
- Bis Sie bei 1 sind.
3. Stressregulation
Denn auch Stress kann ein Auslöser sein. Und je besser unser Nervensystem reguliert ist, desto besser können wir mit Triggern umgehen.
Man kann eine Routine entwickeln, um regelmäßig zur Ruhe zu kommen. Das hat auch den Vorteil, je öfter wir bewusst mit einer Atemtechnik oder auch mit einer Meditation oder einer Körperübung in die Ruhe gehen, desto besser wird das verknüpft. Das heißt, wir konditionieren uns selbst damit. Und manchmal ist es sogar so, dass der bloße Gedanke an diese Technik ausreicht. Und der Körper beginnt sich zu entspannen.
4. Achtsamkeit
Achtsamkeit ist wie eine mentale Pause vom Alltag. Es ist das bewusste Wahrnehmen von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen, ohne sie zu bewerten oder zu verändern.
Das bewusste wahrnehmen, wie es jetzt gerade in der Gegenwart - also im Hier und Jetzt ist.
Die Übung unter 2. ist ebenfalls eine Achtsamkeitsübung. Davon gibt es unzählige. Ich bin ein großer Freund von ganz kurzen Momenten.
- Sich bewusst in die Sonne (oder auch den Schatten) zu stellen und die Temperatur, den Wind, die Luft auf der Haut wahrzunehmen.
- Sich den Kaffee oder auch den Tee oder das Wasser mit auf die Terrasse zu nehmen. Oder auch mit in den gemütlichen Sessel und ganz bewusst zu trinken. Und wahrnehmen wie sich das Getränk im Mund anfühlt, wie es sich anfühlt, wenn Sie es herunter schlucken. Wie es schmeckt.
- Beim Spaziergang für 5 Minuten ganz bewusst gehen und auf allen Ebenen wahrnehmen. Was spüren Sie im Körper, was sehen Sie, was hören Sie, was riechen und schmecken Sie vielleicht sogar.
Fazit und Ausblick
Erkennen, dass Sie gerade im Heimatfilm feststecken.
Das ist der erste wichtige Schritt. Und das kann auch zu Beginn Tage dauern. Und mit etwas Übung werden wir hier immer schneller.
Denn erste, wenn wir in der Situation erkennen, dass wir getriggert von einer alten Situation gerade in einem alten Gefühl feststecken, können wir auch etwas unternehmen und uns selbst regulieren.
Erkennen und verstehen
Wenn wir erkennen und verstehen was uns aus welchem Grund triggert, wird es mit der Zeit immer leichter. Sie können sich dann auch auf das ein oder andere Vorbereiten und werden nicht mehr so überschwemmt und überrannt von Ihren Gefühlen und Körperreaktionen.
Die Kontrolle zurück
Die Kontrolle zurück erobern durch Selbstregulation. Sie werden mit jedem mal, mit dem es Ihnen gelingt sich selbst wieder zu beruhigen, immer sicherer werden.
Es kann zu Beginn sein, dass es alleine sehr herausfordernd ist, sich selbst zu beruhigen. Hier kann es hilfreich sein, dies auch gemeinsam in einem geschützten Raum zu üben. Wenn Sie sich hier Unterstützung wünschen, vereinbaren Sie jetzt Ihr kostenloses Kennenlerngespräch.
Ihr persönlicher Notfallkoffer
Legen Sie sich einen eigen Koffer an. Oder legen Sie sich eine Liste an, die Sie immer bei sich tragen. Hier sollten dann Übungen/Skills drauf stehen, die Ihnen helfen. Die Ihnen helfen, sich wieder sicher zu fühlen und in die Ruhe zu kommen.
Sie dürfen sich professionelle Hilfe suchen
Jeder Mensch hat seine eigenen blinden Flecken, die er einfach nicht sehen kann. Und das hat auch immer einen Grund, dass wir diese nicht sehen können. Das soll uns schützen.
Meiner Erfahrung nach, wird es als unglaublich entlastend wahrgenommen, diesen Weg gemeinsam gehen zu können.
Wenn Sie sich eine Begleitung wünschen, dann vereinbaren Sie jetzt Ihr kostenloses Kennenlerngespräch.
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